HEILBRONNER WEG 2008

Land: Deutschland & Österreich
Reisezeit: 05. August bis 12. August 2008
Region: Allgäu

Tag 1: Oberstdorf - Fellhornbahn - Fidererpasshütte (2070m)

Mein alter Weggefährte Michael, genannt "Schappi" und ich reisen per Zug über Frankfurt nach Oberstdorf, wo wir Samstagmittag gegen 14h aufschlagen - eine Stunde später als geplant, weil die Deustche Bahn unter "Anschlusszug" offenbar etwas anderes versteht als alle anderen Menschen.
Wir beschließen, den Weg zur Fidererpasshütte sachte an zu gehen und uns die ersten Höhenmeter von der Fellhornbahn abnhemen zu lassen. Der Bus bringt uns zur Seilbahnstation und hoch geht's.
Bis zur Hütte brauchen wir etwa 2,5 Stunden, der Weg ist angenehm zu gehen - lediglich auf den letzten Metern zur Hütte komme ich doch arg ins Schwitzen.

Die Fidererpasshütte ist gemütlich, aber überbucht - kein Wunder auf einen Samstag. Wir haben natürlich nicht reserviert und müßen uns so mit einem Notlager zufrieden geben (2 Isomatten auf dem Fußboden des Matrazenlagers). Kein Problem, wir haben ja schon ganz woandders geschlafen. Das Essen ist lecker, wenn auch etwas übersichtlich, zumindest meine Portion.
Wir schlafen hart und gut auf unserem Lager, auch wenn ich wie fast immer am Berg morgens um 5 Uhr die sanitären Anlagen überprüfen muß (...das liegt an der Höhe, nicht am vorabendlichen Biergenuß. Oder doch...?)

Tag 2: Fidererpaßhütte über Mindelheimer Hütte (2031m) zur Rappenseehütte (2091m)
Der Tag beginnt mit Sonnenschein und die nächste Station ist die Mindelheimer Hütte, Laufzeit ist mit 2,5-3 Stunden angegeben. Der Weg führt schön gelegen an Hängen und Almen vorbei, die eine tolle Aussicht bieten. Nach bereits 2 Stunden erreichen wir gegen 11 Uhr die Mindelheimer Hütte, eine gemütliche Hütte mit schöner Stube und tollem Essen. Der Tag ist noch jung, also beschliessen wir nach einer Brotzeit, weiter zur Rappenseehütte zu laufen. Wie so oft in den Bergen ändert sich schlagartig das Wetter - eine schwarze Regenfront zieht über uns hinweg und zwingt uns zu einem weiteren Alsterwasser (Radler) auf der Mindelheimer Hütte. Nach einer weiteren Stunde beschließen wer, es trotzdem zu wagen - der Regen hat fast aufgehört, der Wind leider nicht. 3 Stunden später erreichen wir naß und und durchgefroren die Rappenseehütte. Warum ist der letzte Anstieg zur Hütte immer so fies? Schappi keucht und krabbelt die letzten 100 Hm hoch - so wie ich am Tag zuvor. Gleichstand beim Konditionswettbewerb.
Die Rappenseehütte ist recht groß und als durchaus luxuriös zu bezeichnen - vor 15 Jahren noch (bei meinen ersten Besuch dort) war sie um einiges rustikaler.

Tag 3: Rappenseehütte - Heilbronner Weg - Kemptner Hütte (1846m)

Das Wetter ist schlecht - diesig, es nieselt und windet. Nach einigem Hin und Her wagen wir trotzdem die Begehung des Heilbronner Weges, deswegen sind wir ja schließlich hier und außerdem schätzen wir unsere Erfahrung als ausreichend ein, auch bei solch einem Wetter zu laufen. Die Strecke ist bei normalem Wetter mit 5-6 Stunden angegeben, wir werden 7 1/2 brauchen. Der Heilbronner Weg samt Heilbronner Törle und Leiter liegt fast komplett in den Wolken; Sichtweite maximal 150 Meter. War wohl nichts mit der oft gerühmten Aussicht vom Heilbronner Weg! Auf dem ganzen Weg treffen nur zwei andere Wanderer, die uns entgegen kommen und uns von großen Schneefeldern berichten, die wir noch durchqueren müssen. Nur nebenbei: Der Heilbronner Weg ist der meistbegangene deutsche Alpenweg.
Es ist ein Glücksfall, daß uns die beiden entgegen kommen, denn so können wir ihren Spuren durch den Schnee folgen. Trotzdem müssen wir uns das ein oder andere Mal orientieren und den richtigen Weg suchen, denn der Nebel ist noch stärker geworden und der Wind weht unglaublich.
Zum Glück habe ich eine Mütze und wasserdichte Jacke dabei - ohne wäre ich aufgeschmissen gewesen.
Endlich erreichen wir die Kemptner Hütte, völlig durchnässt ("wasserdichte" Kleidung gibt es einfach nicht) und treffen auf nur noch einen weiteren Kerl, der den Weg heute gegangen ist. Er hat uns noch von der Rappensee aufsteigen sehen, denn er war 30 Minuten vor uns aufgebrochen.
Der Abend wird sehr lustig - mit zwei anderen Jungs und zwei Mädels lassen wir die Biervorräte der Hütte erheblich schrumpfen.

Tag 4: Kemptner Hütte - Spielmannsau - Oberstdorf - Edmund-Probst-Haus (1930m)

Das Wetter ist nicht besser geworden; wir knicken den Plan, heute noch zum Prinz-Luitpold-Haus zu laufen. Die Strecke ist bei normalem Wetter mit 9 Stunden veranschlagt und nach der Ochsentour gestern haben wir wenig Lust, da noch eins drauf zu setzen.
Wir steigen ab Richtung Spielmannsau, fahren von dort per Hüttenwirttaxi nach Oberstdorf und gönnen uns eine weitere Seilbahnfahrt. Es geht mit der Nebelhornbahn hoch zum Edmund-Probst-Haus, welches nach dem eigentlichen Plan die Abschlußhütte sein sollte und hoffen auf besseres Wetter für den nächsten Tag.

Tag 5: Edmund-Probst-Haus - Schwarzenberghütte (1380m)

Naja, viel besser ist es nicht geworden, aber zumindest regnet es nicht mehr. Also machen wir uns auf dem Weg - es ist angenehm zu laufen, wir können bei einer Pause sogar eine Herde Steinböcke über ein Schneefeld laufen sehen. Wir kommen gegen frühen Nachmittag wieder in niedrigere Gefilde mit Almen und Baumbewuchs und endlich scheint die Sonne wieder, sie ballert sogar ganz schön. Gegen 15h erreichen wir die Schwarzenberghütte und scheitern (zumindest ich) an der unfassbar großen Portion Kaiserschmarrn. Der Hüttenwirt ist ein lustiger Vogel - ein zotiger Spruch nach dem anderen, den ein oder anderen Schnaps auf's Haus und lecker Essen - so stelle ich mir einen Hüttenwirt vor. Auch die anderen Gäste sind höchst unterhaltsam, so wird es doch eine kurze Nacht.

Tag 6: Schwarzenberghütte - Sonthofen - Oberstdorf
Wir steigen bei schönstem Sonnenschein ab Richtung Sonthofen - verdammt, SO ein Wetter hätten wir vorher gebraucht! Nach ca. 2,5 STunden erreichen wir eine Busshaltestelle samt Bus und fahren über Sonthofen nach Oberstdorf. Da unsere Fahrkarten erst für den nächsten Tag gelten, mieten wir uns in ein Fremdenzimmer ein - mitten in Oberstdorf für 48 EUR das Zimmer samt überwältigendem Frühstück. Wie den Abend verbringen? Klar - Bierchen. Nach einigen Runden in Oberstdorf stolpern wir in den örtlichen Irish Pub, wo an deisem Tag nicht nur Pitcher-Day ist, sondern auch noch Karaoke--Nacht für die schon Angeheiterten. Der weitere Verlauf der Nacht wird hier nicht erwähnt. (Aber: Der Irish Pub ist ganz klar Oberstdorf's Hotspot!)