Venediger Höhenweg 2010

 

Land: Österreich

Region: Nationalpark Hohe Tauern, Osttirol

Reisezeitraum: 02. August bis 06. August 2010

 

Ziel von Marek und mir war der Venediger Höhenweg, auf dem über sieben Hütten unsere diesjährige Tour machen wollten. Leider war es dem Wettergott nicht genehm, uns beide auf seinem Höhenweg zu sehen, also schickte er Regen, Nebel, und Starkwind, um uns erfolgreich zu vertreiben. Aber der Reihe nach...

 

Aufstieg zur Essener und Rostocker Hütte
Aufstieg zur Essener und Rostocker Hütte

Anreise / Tag 1: Krefeld > Parkplatz Ströden (1403m), Essener-Rostocker-Hütte (2208m)

Am Montagabend hole ich Marek in Krefeld ab – das Auto ist gepackt und vollgetankt. Um 23 Uhr starten wir bei warmen Sommerwetter, die Fahrt läuft für's Erste gut. Vorfreude auf die kommenden Tage tun ihr Übriges dazu, aber schon in Bayern gießt es in Strömen, mehrfaches Aquaplaning hält mich zuverlässig wach.

Um 10 Uhr kommen wir in Ströden bei Hinterbichl an, wo wir den Wagen stehen lassen und den Austieg zur Essener-Rostocker-Hütte angehen. Der Parkplatz ist ganz am Ende des Tales, einfach der Straße folgen. Eine Woche parken kostet 9,90 Euro.

Das Wetter ist wechselhaft, aber für den morgigen Mittwoch ist gutes Wetter angesagt, so verrät uns die Parkplatzwächterin.

 

Der Aufstieg erfolgt zunächst über einen Fahrweg, immer flankiert vom Maurerbach, der rauschend ins Tal fliesst. Dort teilt sich der Weg und man geht über einen Bergpfad weiter in die Höhe. Der Weg ist nicht anstrengend, lediglich die Markierung ist im unteren Teil des Aufstiegs teilweise etwas spärlich, aber trotzdem kein Problem. Ca. 30 Minuten unterhalb der Hütte gibt es mehrere Wege, die zur Hütte führen – wir orientieren uns sowohl nach den Markierungen als auch nach unserem Gefühl.

Nach 2 Stunden und 50 Minuten erreichen wir die Essener und Rostocker Hütte auf 2208 Meter und gönnen uns - wie immer - erst einmal ein Radler.

Wir bekommen zwei Lager im Keller, zusammen mit ca. 20 anderen Bergwanderern.

Die Hütte ist alles in allem unspektakulär, nichts besonderes – weder im Positiven noch im Negativen. Lediglich das Bergsteigeressen ist so gar nicht mein Fall – gekochte Kartoffeln mit dunklen Nudeln und Kohl, das Ganze schwimmt in zerlassener Butter... ich persönlich finde es grauenhaft, während Marek es als „interessant“ betitelt.

Der Kaiserschmarrn, den wir nach Ankunft bestellen, war allerdings super und mit 7 Euro auch erfreulich günstig.

Etwas seltsam finden wir, dass uns Plätze am Tisch zugewiesen werden und wir keine freie Platzwahl haben - das kennen wir so nicht von DAV-Hütten.

Wir erfahren vom Hüttenwirt, dass die Sajatscharte wegen Steinschlag gesperrt ist - die Scharte ist der direkte Weg von der nächsten Hütte (Johannishütte) zur Sajathütte. So denn, dann müssen wir diese Hütte eben auslassen und direkt von der morgigen Johannishütte zur Eisseehütte gehen, beschließen wir nach dem Kartenstudium. Es soll anders kommen.


Tag 2: Aufstieg zur Rostocker Egge (2749m) , danach Etappe Essener und Rostocker Hütte über Türmljoch zur Johannishütte

 

Wir stehen um halb acht auf, das Wetter sieht gut aus und somit ist unsere Laune ausgezeichnet. Nach einem Kaffe beschliessen wir, vor dem Übergang zur Johannishütte erst noch die Rostocker Egge zu besteigen, den Hausberg der E.-R.-Hütte. Wir lassen unsere Rucksäck auf der Hütte und marschieren los. Der Aufstieg ist gut zu laufen, man bekommt eine phantastische Aussicht auf die Gletscher der Simonyspitz, die sich gleich daneben erhebt. Vorbei am Simonysee erklimmen wir die letzten steilen Kehren und stehen auf dem Gipfel bei perfektem Sonnenschein. Nach einer Viertelstunde stigen wir ab und sind nach insgesamt 2.30 Stunden wieder auf der Hütte. Wir schnappen uns die Rücksäcke und machen uns um 12 Uhr auf den Weg zur Johannishütte, der mit 4 Stunden veranschlagt ist.

Der Weg führt zuerst eine halbe Stunde nach Norden über eine Hochebene, ein netter Spaziergang. Dann schraubt sich der Weg östlich hoch zum Türmljoch - dieser Wegsbschnitt nennt sich "Schweriner Weg". Der Aufstieg zieht sich ganz schön, zumal das Wetter schlechter wird: Wolken ziehen vom Westen her auf und verheissen nichts gutes für den kommenden Abend. Auf dem Plateau des Türmljoch stehen diverse Steinmännchen und da ich heute schneller bin als Marek, nutze ich die Wartezeit auf ihn und baue auch ein (kleines) Männchen. 20 Minuten später kommt Marek auch an und wir machen erst einmal eine Brotzeit. Von der Essener und Rostocker Hütte bis hier zum Joch auf 2790m brauchten wir etwa 2.45 Stunden. Direkt am Joch erhebt sich das "Türml" mit 2845m: ein schroffer Felsturm, den man ohne Klettersteigset nicht angehen sollte. Da wir eben diese nicht dabei haben, überschreiten wir das Joch ohne Besteigung in Richtung Johannishütte. Bereits nach 30 Minuten kann man unterhalb der Bergflanke die Hütte sehen, bis zum erreichen der selbigen muss man aber aber etwa eine halbe Stunde absteigen.

Auf der Hütte werden wir äußerst freundlich empfangen und wir bekommen gleich unser Lager gezeigt, ein gemütliches kleines Zimmer mit 8 Matratzen. Das Bergasteigeressen heute ist sehr elcker, die Hütte gemütlich und die Laune - auch dank des wirklich sehr angenehmen Hüttenpersonals - ausgezeichnet. Komischerweise gibt auch hier die Eigenart, die Besucher an Tische einzuteilen... wie dem auch sei, für die Nacht und den morgigen Tag ist starker Regen angesagt. Von unseren Tischnachbarn erfahren wir, dass die nächste Hütte "nicht so toll" sein soll - und davon abgesehen auch schweineteuer: da es eine private Hütte ist, hat das Paar wohl satte 28 EUR pro Nacht und Person im Lager bezahlt (statt der ca. 10 EUR auf AV-Hütten).

Da die Etappe eh nur mit 4 Stunden angesetzt ist, beschliessen wir, die Eisseehütte zu überspringen und gleich noch ca. 2,5 Stunden weiter zur Bonn-Matreier-Hütte zu laufen.

Um 22 Uhr verziehen wir uns in Lager. Um etwa 5 Uhr wache ich auf und höre ein lautes Rauschen - ist es der Bach, der neben der Hütte ins Tal fließt? Ich stehe auf und gehe runter zur Tür: nein, es sind Hektoliter von Regenwasser, die vom Himmel kommen. Nach einer spontanen Frustzigarette gehe ich wieder ins Lager.


Tag 3: Geplanter Übergang zur Bonn-Matreier-Hütte, statt dessen Abstieg nach Hinterbichl

 

2 Stunden später sitzen Marek und ich beim Kaffee und starren sowohl aus dem Fenster (Mist) als auch auf den Wetterbericht für die nächsten Tage (auch Mist): für die nächsten 3 Tage ist keine Besserung ins Sicht. Starker Regen und Gewitter, Schneefallgrenze auf 2400 Meter, 4 Grad und ca. 25 Meter Sichtweite. Marek und ich schauen uns an - und wissen, was der andere denkt: nein, danke. Wir sind schon zu oft in den Bergen gewesen um nicht zu wissen, dass so etwas a) keinen Spass macht, b) auf der Hütte aussitzen langweilig und ungewiss ist, c) so ein Wetter in dieser Höhe auch nicht ungefährlich ist.

Wir beschliessen, abzusteigen. Über den Fahrweg sind wir nach 2 Stunden in Hinterbichl und begeben uns zum Auto, auch hier unten regnet es und erneut gibt uns die Parkplatzwächterin eine Wettervorhersage: auch sie bestätigt, dass es mindestens bis Montag so bleiben soll - und heute ist Donnerstag.

Was tun? Eine Bekannte von Marek ist in der Nähe des Dachsteingebirges im Urlaub, also rufen wir sie an und beschliessen, sie zu besuchen - vielleicht ist das Wetter dort besser? Nach 150km sind wir in Schladming und mieten uns in einer kleinen, netten Pension ein. In Schladming werden schnell Karten von der Gegend gekauft und Pläne geschmiedet, am morgigen Freitag wieder auf zu steigen.

Am nächsten Morgen: der Blick zum Horizont bestätigt die Wettermeldungen aus dem Radio: auch hier gibt es nur auf den Sack, vorraussichtlich bis Montag.

Das reicht uns - wir packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg zurück nach Hause.

Bis Würzburg regnet, nein: gießt es in einer Tour, mal abgesehen von den insgesamt 7 Stunden Stau, in denen wir feststecken. nach knapp 16 Stunden kommen wir bei mir in Bremen an - müde, gefrustet, aber was soll's... man kann nicht immer Glück haben.