DER BOHUSLEDEN - Treckingtour in Schweden

Der Einstieg
Der Einstieg

Land: Schweden
Reisezeit: 11.-17. August 2007
Region/Kontinent: Nordeuropa

Bohusleden / Trecking - Sonntag bis Freitag
Ausrüstung: 3 Zelte, 1 Tarp, 2 Trangias, 1 Katadyn Vario Wasserfilter, Lebensmittel und der übliche Kram
Kartenmaterial: Bohusledenbroschüre

Wir - 6 an der Zahl - starten am Samstagabend in HH, (zwei von uns, darunter Forumler Tillscout, kommen aus HH, zwei aus BS und meine Freundin und ich aus HB) und wählen die Strecke über Puttgarten - Rodby / Öresundbrücke / Malmö / Göteborg / Kungälv.

Sonntagmorgen gegen 7 Uhr treffen wir in Kungälv ein und machen uns auf die suche nach einem Parkplatz für unsere Autos. Das Vandraheim (Jugendherberge) hat noch zu, so daß wir unseren Plan, dort gegen eine Gebühr den Wagen stehen zu lassen, fallen lassen und die Autos unterhalb der Festung auf einem P+R Parkplatz stehen lassen (direkt hinter einer Shell-Tanke). Das sollte sich als sehr schlechte Idee herausstellen: einer unsere zwei Wagen (natürlich meiner) steht nächsten Freitag mit eingeschlagener Scheibe und ohne Autoradio, ohne mitgebrachtes Bier und Zigaretten dort. Umso ärgerlicher, als daß wir in der ganzen Bohusledenwoche darüber frötzeln, ob unserer Autos überhaupt noch "da sind, wenn wir wieder kommen".
Egal, es geht ja um den Reisebericht.
Tag 1 / Sonntag / 19 km
Wir marschieren gegen 0730 Uhr los und suchen den Einstieg in den Bohusleden. Hinter der Festung fallen uns schon orange markierte Laternenpfähle auf und es sind tatsächlich die Markierungen des BL.
Vorbei geht's an dem See Fontin, wo wir erfolglos nach der dortigen Hütte Ausschau halten - da wir aber eh die übernächste Hütte anlaufen wollen, halten wir uns nicht Lange mit der Suche auf. Hinter dem See finden wir endlich das erste "echte" Schild, welches den BL als eben diesen ausweist.
Nach dem See Fontin beginnt der BL, sich mehr und mehr aus der Zivilisation zu entfernen. Der Weg schlägelt sich als Pfad größtenteils sehr gut markiert durch Wälder und Felder.

Am Nachmittag finden wir ein Hinweisschild, welches (auf Schwedisch natürlich) ausweist, daß der Weg umgelegt wurde. Wir folgen den Markierungen und wundern uns, daß wir die Hütte nicht zu Gesicht bekommen - unserer Meinung nach MUSS sie hier irgendwo sein.

Da der Weg aber umgelegt wurde, sind wir etwas verunsichert, ob wir nicht schon dran vorbei geführt wurden.
Nach eingehendem Kartenstudium finden wir aber die Hütte und strecken alle Viere von uns - 9h Autofahrt und anschliessend 19 km laufen schlauchen gewaltig.
Zwei Schweden, die uns innerhalb der letzten Stunden immer mal wieder begegnet sind, treffen kurz nach uns an der Hütte ein und sind froh, daß wir unsere Zelte 15 Meter weiter aufschlagen - die beiden haben nämlich kein Zelt dabei und können somit in die Hütte.
Eine Trinkwasserquelle zu finden ist etwas schwieriger, nach etwa Sucherei und einem Tipp der zwei Schweden finden für einen Tümpel - beim Baden bitte beachten, daß der Tümpel etwa 5 Millionen Blutegel beherbergt.


Hütte: i.O., Platz für ca. 6-8 Leute. Feuerstelle ok. Zelten kann man ca. 15-25 Meter in den Wald rein, schöner weicher Moosboden

Fazit des Tages: das Mitschleppen eines Tour-Eröffnungs-Bieres war eine grandiose Idee! *datt hamma uns verdient, woll*

Unser Tunnel
Unser Tunnel

Tag 2 / Montag / 8 km
Ganz gemütlich wird gegen 10 Uhr aufgestanden und im sonnendurchfluteten Wald gefrühstückt. Das Milchpulver ist besser als erwartet
Heute "isses ja nich so weit, nur 8 km". Nun gut... Gegen 12 eiern wir los und spüren heute die gestrigen 19 km in den Knochen. Die heutigen 8 km sollen sich als Augenwischerei herausstellen - gefühlt sind es 18 km, denn die Etappe bietet auf der kompletten Strecke knackige Auf-und Abstiege. Immer wieder schön die Gedankenspiele eines jeden einzelnen: "nach der nächsten Kuppe MUSS es ja flacher werden." Wird es auch.

Allerdings eben erst am Ende der Etappe. Wilde Flüche und verwünschungen nützen nichts, wir sind ziemlich im Eimer, als wir an der Hütte ankommen. Sie ist besetzt, was aber kein Problem ist, wir stellen unsere Zelte 20 Meter weiter auf. Gegen frühen Abend regnet es so stark, daß Böller und ich im Regen duschen - klappt wunderbar, auch wenn der Regen kälter ist als erwartet. Unsere Duschaktion sorgt natürlich für Erheiterung bei den anderen vier.
Abends backen wir zum ersten Mal Brot: Aldibackmischung angerührt (olle Ferkelei), aufs "gehenlassen" verzichtet und als Fladen auf dem Trangia zubereitet. Schmeckt lecker, ist aber eine langwierige Sache.

Wir entdecken eine neue Baumart: die schwedische Ar...loch-Fichte. Trocken wie Zunder und trotzdem brennunwillig. Diese Holzsorte soll uns in den nächsten 10 Tagen noch öfter begegnen.

Hütte: i.O.. Steht auf einem Felsen mit Seeblick (See ca. 300 Meter entfernt), daneben Platz satt für Zelte. Frischwasserquelle vorhanden und ausgeschildert. Trockentoiletten vorhanden und ok.

Fazit des Tages: "ich hör immer nur rauf und runter und rauf und runter und..."

Auf dem Bohusleden
Auf dem Bohusleden

Tag 3 / Dienstag / 11 km
Für mich die landschaftlich schönste Etappe - auch heute führt der BL durch dichte Wälder und überrascht mit der ein oder anderen knackigen Steigung, aber mehrere Aussichtspunkte entschädigen dafür.

Tolle Blicke über die angrenzenden Seen, das Glück ist uns auch hold und die Sonne scheint. Unterwegs treffen wir drei Jungs, denen wir im Laufe des Tages ein paar mal begegnen werden, das letzte Mal an der Hütte. Sie gehen noch eine Hütte weiter, wir hingegen bleiben hier und beschliessen, den nächsten Tag als Ruhetag einzuschieben.
Heute abend backen wir "echtes" Brot: Teig in dem kleinen Trangiatopf anrühren, diesen in den großen stellen (so daß er auf 3 flachen Steinen liegt) und das ganze übers Feuer gestellt.
Nach zwei Stunden ist das Brot fertig und RICHTIG lecker.
Haben eine Theorie, was die Ar....lochfichte angeht: wir vermuten, Ikea hat überall in Schweden genmanipulierte Fichten gezüchtet, die nicht brennen. Klingt plausibel. Wer will schon leicht brennende Möbel zu Hause haben.

Hütte: i.O., Platz für ca. 4-6 Leute. Feuerstelle sehr gut. Platz für Zelte ist sehr rar - mussten zwei Zelte am Rande des Feldweges aufstellen. Trockentoilette ist ok.

Fazit des Tages: heiße Milch mit Rum ist was ganz Feines. Für eine dezente Fruchtnote einen Teelöffel Holunderbeergelee unterrühren. Durst macht kreativ.

Was für eine Aussicht...
Was für eine Aussicht...

Tag 4 / Mittwoch / 0 km für 4 von uns, 25 km für 2 von uns
Ruhetag. Allerdings nur bis Tillscout nach dem Aufwachen eine Zecke im Oberschenkel entdeckt, die wir gemeinschaftlich entfernen...bis auf den Kopf, der leider in Tillscout bleibt. Sämtliche Prökelversuche mit desinfizierten nadels, Pinzetten und Messers bleiben erfolglos. Man entscheidet sich, zusammen mit Böller das nächste Städtchen (Lilla Edet) aufzusuchen. Wie schön, daß es den ganzen Tag schifft wie aus Kübeln.

Wir anderen bleiben am Platz und verdödeln den Tag. Gegen 18h sind die beiden wieder zurück - zeckenfrei, mit 25 km in den Knochen und pitschnass, aber mit brandneuer Zeckenzange ausgerüstet. Trotz dieser Strapazen haben die beiden Helden tatsächlich ein Sixpack und Schokolade den ganzen Weg zurück geschleppt! Wir sind begeistern und verneigen uns dankbar.

Hütte: immer noch die gleiche.

Fazit des Tages: jaguttäääähhhh.... Rumhängen ist doof. Zum Doc rennen müssen noch viel mehr.

Pausentag bei Regenwetter
Pausentag bei Regenwetter

Tag 5 / Donnerstag / 12 km
Frisch ausgeruht geht es weiter zu unserer letzten Hütte - Freitag wollen wir zurück nach Kungälv.
Die Topographie ändert sich, es wird flacher - Wald wird nun öfter abgelöst durch Heidelandschaft. Teilweise kniehohes Gras erfordert etwas Konzentration beim Laufen, weil man nicht unbedingt sieht, wohin man tritt.

Wir alle machen drei Kreuze, daß wir unsere Schuhe (natürlich) knackig gewachst haben, also bleiben unsere Füße trocken. Der Weg ist stellenweise extrem matschig, kein Wunder nach der Sintflut gestern. Immer mal wieder kreuzt der BL Feldwege und ein genauerer Blick auf die Karte bestätigt, daß man an diversen Stellen abkürzen könnte - "unsere" Hütten liegen nämlich alle an Wegen, was ja auch Sinn macht zwecks Pflege derselben.
Diese Hütte ist ganz klar die schönste bis jetzt - auf einem Felsen / Hügel etwa 10 Meter über dem See gelegen, der sich direkt unterhalb der Hütte erstreckt.

Mangels Platz für mehr als ein Zelt schlafen heute vier von uns in der Hütte. Das Tarp vor der offenen Seite ist ein guter Schutz vor dem teilweise starken Wind - können wir nur empfehlen. Tillscout und ich bieten uns einen erbitterten Sonnenuntergangsfotos-Battle.
Wir finden den natürlichen Feind der Ar...lochfichte: die F.W.*-Gedächtnis-Birke, benannt nach einem Rover aus dem kleinsten Bundesland der Republik, der nachgewiesendermaßen "Männerfeuer" bevorzugt: riesige Holzpöbbel komplett auf Feuer geschmissen, auf daß sie sich komplett in Asche auflösen, und wenn es 12 Stunden dauert. Sie brennt wie die Hölle und wird unsere Allzweckwaffe in Sachen Lagerfeuer.
*vollständiger Name ist den Beteiligten bekannt.

Hütte: schöne Hütte, toller Ausblick. Trockenklo ist vorhanden, habe aber auf eine Inspektion mangels Bedürnis verzichtet. Soll aber laut unserer Damen "wackelig" sein. Platz für Zelte: negativ. Nur ein Kuppelzelt passt gerade so neben die Hütte.

Fazit des Tages: "Birkenrinde brennt, weil sie extrem Schwefelhaltig ist." - "Ist mir wurscht, hauptsache, sie brennt."

Tag 6 / Freitag / 9 km
Über Feld- und Forstwege erreichen wir Lilla Edet, von wo der Bus nach Kungälv geht. Wir haben noch Zeit, bis der Bus kommt und genehmigen uns einen Monster-Döner-Teller beim Imbiss am ZOB.
Gegen 15 Uhr erreichen wir Kungälv, stellen die Autoscheiben-Radio-Bier-Ziggi-Misere fest und beschliessen notgedrungen, uns bis Montag (denn Samstags arbeitet anscheinend weder BMW noch CarGlass noch sonst irgendein Servicebertieb in Schweden) im Vandraheim einzumieten.
Es werden 3 bequeme, hygienische, aber unfassbar langweilige Tage.