HEXENSTIEG - WANDERWEG DURCH DEN HARZ

Kyrill's Spuren
Kyrill's Spuren

Land: Deutschland
Reisezeit: Ostern 2007
Region: Harz

Tag 1: Torhaus - Märchenweg / Hexenstieg - Schutzhütte Silberteich (ca. 18 km)
Freitag um 11 Uhr treffen sich Tillscout, Kerstin, Karo, Clemens, Tina und ich in Torfhaus, um einen Teil des Hexenstieges zu laufen. Die "Nordfraktion" (Till, Kerstin, ich) verspätet sich eine halbe Stunde, so daß die anderen der Südfraktion schon mal den kalten Wind in Torfhaus geniessen können. Es ist diesig, Temperatur liegt bei etwa 4 Grad.
Um 12 Uhr sind die Lebensmittel auf die Rucksäcke verteilt und es geht los auf dem Märchenweg Richtung Oderhaus / Sankt Andreasberg. Ein Schild weist uns darauf hin, der Märchenweg sein "wegen Lebensgefahr durch umgestürzte Bäume" gesperrt - nun, zur Kenntniss genommen. Bis auf zwei Stellen, wo Bäume quer über dem Weg liegen und teilweise die Stege zerstört haben, ist der Weg wunderbar zu laufen - toller dunkler Wald, onbwohl die Sturmschäden noch gut sichtbar sind. Treffen einige andere Wanderer, die sich von dem Schild auch nicht abhielten liessen.
Erste Pause nach etwa einer Stunde - die drei mitgeführten Medizinfläschchen werden herausgeholt, um den Inhalt zu testen: dabei sind Himbeergeist (gut gegen Kopf- und Gliederschmerzen), Brandy (gut gegen innere Unruhe) und Mümmelmann (gut gegen Pest, Pocken und Cholera).
Weiter geht's in Richtung Stausee, der Weg führt über Stege am See entlang, über die Bundesstraße hinweg weiter in Richtung Oderberg. Ein nettes Phänomen können wir am Wegesrand beobachten: der Weg führt am Hang entlang und scheint leicht bergauf zu führen - allerdings fließt ein kleines Bächlein neben uns her... ebenfalls der leichten Steigung folgend! Unser Naturwissenschaftler Till ist höchst begeistert von diesem Anblick. Offensichtlich sind die zusammengerechneten 100 Jahre Pfadfindererfahrung, die sich in unserer Gruppe vereinen, einer optischen Täuschung aufgesessen.
Nach weiteren 6 km erreichen wir eine Gaststätte, bei der wir erstmal Pause machen, ein Bierchen trinken und etwas essen. Die Kellnerin ist freundlich. Recht schnell, aber offensichtlich vergesslich - glatte vier mal hat sie unsere Frage nach einem Aschenbecher mit "kommt sofort" beantwortet - zu Gesicht bekommen haben wir diesen allerdings nie.
Wir beschliessen, den Hexenstieg für einige Kilometer zu verlassen, weil wir nicht unbedingt durch Sankt Andreasberg laufen wollen. Ein Wirtschaftsweg führt uns durch den Wald zum Rinderstall, einer weiteren Gaststätte, in der wir allerdings nicht einkehren. Hier geht auch der Hexenstieg weiter. Nach einigen Kilometern und Steigungen erreichen wir gegen 18 Uhr die angepeilte Schutzhütte am Silberteich.
Die Hütte ist leider zu klein für 6 Personen, also bauen Kerstin und ich unser Kultalavvu daneben auf. Leider habe ich aus Gewichtsgründen nicht die bewährten Stahlrerdnägel mitgenommen, sondern die original Aluheringe. In dem weichen Waldboden halten diese allerdings so gut wie gar nicht und prompt kippt das Lavvu bei einer unsanfteren Berührung um. (Fazit: neue, leichte und LANGE V-Heringe besorgen!). Es wird gekocht und diverse Liter Silberteich-Wasser mittels einem Katadyn-Filter und Wassersack zu bestem Trinkwasser umgewandelt - sehr zum Interesse diverser Spaziergänger. Der ein oder andere Schlummertrunk wird noch genommen ("schööööööööön Mümmelmann" wird zum geflügelten Ausdruck während der Tour) und dann ab in die Penntüte.

Suppe in der Sonne
Suppe in der Sonne

Tag 2: Silberteich - Braunlage - Brocken - Schutzhütte Goetheweg (ca. 23km)
Die ersten Spaziergänger und Nordic Walker begrüßen uns morgens nach einer schweinekalten Nacht. Nach dem Frühstück und Käffchen satteln wir uns selbst und weiter geht’s auf dem Hexenstieg Richtung Braunlage. Haben ausprobiert, Kaffeepads wie Teebeutel aufzubrühen; schmeckt natürlich schlechter als "echt" gefilterter Kaffee, aber besser als Instantkram und wurde als geeignet für weitere Touren befunden.
In Braunlage wird erstmal Spiritus nachgekauft, wir haben uns etwas verkalkuliert, was die benötigte Menge angeht.
Wir beschliessen, den Weg zum Brocken abzukürzen und den Hexenstieg vorerst zu verlassen. An der Talstation der Wurmbergseilbahn führt uns der Weg zum "Grenzweg" - einem alten Patroullienweg der Ex-DDR. Dieser verlangt uns ganz schön Höhenmeter ab, zumal die kilometerlang verlegten Betonplatten nicht wirklich angenehm zum Laufen sind. Vorbei an der Skisprungschanze haben wir den Brocken im Blick - sieht noch ganz schön weit entfernt aus.
Gegen 14 Uhr machen wir eine "schööööööööööön Süppchen kochen"-Pause, verbunden mit einer "schöööööön Füsse-lüften und schöööööööööön Mümmelmann"-Pause. Die Sonne strahlt, aber wenn Wolken sie mal verdecken wird es sehr frisch. Der Grenzweg kreuzt den Hexenstieg, wo wir gegen 16 Uhr eintrudeln. Der Plan lautet: auf den Brocken, und dort eine der beiden eingezeichneten Hütten für die Nacht aussuchen.
Der Brockenweg zieht sich für meinen Geschmack ganz schön, vereinzelte Schnee- und Matschreste machen das Laufen anstrengend. Die Hütte unserer Wahl (auf der Karte) gibt's nicht mehr - dafür ein Loch und ein paar Pfahlreste, wo sie wohl mal gestanden hat. Na toll. Die nächste Hütte ist nur 60 Metter unter dem Gipfel, genau an der Touri-Strasse zum Brockenhaus. Hier wollen wir auch nicht nächtigen.
Im Brockencafe "Hexenklause" beschliessen wir bei Bier, heissem Kakao und Hefeklösse mit Pflaumen, die Hütte hier oben zu verwerfen und dem Hexenstieg Richtung Torfhaus zu folgen. Dort soll nach ca. 4,5 km eine Hütte sein.
Gegen 18 Uhr steigen wir wieder ab und treffen beim rausgehen zwei Jungs, die gerade von unten kommen. Sie kämen aus Richtung Schierke, hätten gestern im Wald genächtigt und Gedenken dies heute auch zu tun - also müssen wir uns nicht mit ihnen um die Hütte "streiten" (hätten wir eh nicht gemacht, sind ja nett). Wir wünschen ihnen alles gute Gute und traben los - erst jetzt denken Till und ich "so wie die aussahen, könnten sie auch Forumler sein :-)" - gleichzeitig ärgern wir uns etwas, unsere Forumsaufnäher noch nicht auf die Rucksäcke genäht zu haben. Wenn das also zwei Forumler gewesen sein sollte und ihr Euch wieder erkennt, dann gebt mal Laut!
Der Abstieg geht mir gewaltig auf den Nerv - ich bin kaputt, mein Knie schmerzt und ich hab einfach keinen Bock mehr auf Laufen. Egal, nach einer Stunde erreichen wir die Hütte - die allerdings wurde zwischen der Drucklegung der Karte und heute zu einem Klo umgebaut; also nix mit Schlafen. Ich könnte ausflippen. Nach einem weiteren Kilometer aber haben wir Glück und "besetzen" die Hütte - sie ist sogar groß genug für uns alle.
Kochen, schööööööööööön Mümmelmann und Glühwein trinken, Schnee schmelzen als Spülwasserersatz (was nützt ein Wasserfilter ohne filterbares Wasser?) und schlafen.

Unser Nachtlager
Unser Nachtlager

Tag 3: Schutzhütte Goetheweg - Torfhaus (ca. 3 km)
Morgens um 4 (!) streunen die ersten Gestalten Richtung Brocken und wundern sich darüber, daß "da jemand pennt in der Hütte!". Wir für unseren Teil finden es viel seltsamer, mitten in der Nacht mit nur einer schwacher Funzel bewaffnet auf den Brocken zu latschen.
Wir stehen auf, der Nebel ist dick wie "Küstennebel" (schööööööööön Küstennebel) und wir machen uns recht fix auf den Weg. Nach nur einigen hundert Metern ist der Nebel wie weggeblasen und wir kommen nach etwa 45 Min. am Parkplatz Torfhaus an.

Fazit:
A) der Harz ist immer eine Tour wert!
B) es geht sich leichter bergauf, wenn Wasser nebenher auch bergauf fliesst!
C) das Wort "schöööööööööööön" lässt sich vor ziemlich jedes andere deutsche Wort setzen