Wesergebirgsweg 2012

Region: Deutschland / Weserbergland

Ort: Porta Westfalica – Hameln (Unsen)

Reisezeit: 6. April – 9. April 2012 (Ostern)

Karten:                               

Naturpark Weserbergland ISBN 3-89435-621-9

Rad- und Wanderkarte Weserbergland, ISBN 978-3-937929-94-1

Tag 1: Porta Westfalica – Steinbergen (ca. 16,5 km)

Am Karfreitag treffen wir (Tina, Till, Kerstin und ich) uns in Port Westfalica, um bis Sonntag den Weserberglandweg (genauer gesagt: das Teilstück namens Wesergebirgsweg) zu laufen.

Das Wetter ist so lala, maximal 10 Grad, bewölkt und windig. Na toll, Ostern 2011 waren es doch 22 Grad und strahlender Sonnenschein?!

Geht man aus dem HBF in Porta hinaus, so sieht man gleich gegenüber eine Treppe – dort geht der Weg los, auch wenn die Beschilderung direkt am HBF einen erst nach rechts weist.

Der Weg ist mit „XW“ bezeichnet und fast durchgehend gut beschildert (weiter unten mehr dazu).

Um 11.30h starten wir nach der üblichen Lebensmittelverteilung – der Weg bleibt erst einmal in der Nähe der Zivilisation und ist ein „Spazierweg“, wie man ihn in jedem Stadtwald findet. Durch Mischwälder geht es langsam Richtung Osten und alle Nase lang gibt es kleine Rastplätze. Nach einer Stunde machen wir Pause und vertilgen die ersten von insgesamt 18 mitgeführten hartgekochten Eiern (es ist Ostern!)

Sonderlich abwechslungsreich ist diese Etappe nicht, was aber nicht schlimm ist. Zwischendurch machen wir eine „Pilspause“ an einem italienischen Restaurant, wo wir auch unsen Wassersack auffüllen. Wir kreuzen die A2 und gehen weiter Richtung Osten. Irgendwann danach erinnere ich mich an eine Passage aus einem anderen Reisebericht, den ich hier mal zitiere: „Irgendwann meckert H., dass die Autobahn echt einen tierischen Lärm mache. Autobahn? Die Autobahn haben wir die ganze Zeit nicht gehört und sollten uns ihr auch nicht wieder nähern. Ich hole mal den Kompass raus; ein Ausrüstungsteil für das man in einem deutschen Mittelgebirge schon mal belächelt wird. Wir sollten nach Osten unterwegs sein, gehen aber gerade nach Norden.
Es stellt sich heraus, dass „geradeaus“ bedeutet hätte, einmal rechts abzubiegen, da der Weg eine große Linkskurve beschreibt - zu langgezogen, als dass wir sie bemerkt hätten.“

Ganz clever denke ich: Also aufpassen! Wäre ja ECHT dämlich, wenn uns das Gleiche passiert trotz dieser Warnung.

Etwa 40 Minuten später sehen wir die Autobahn… und sie liegt auf der falschen Seite von uns. Karte raus, gucken… nun, uns ist exakt das Gleiche passiert wie unseren Vorgängern. Nach dem Motto: gelesen, gemerkt, ignoriert.

Nun, wir kehren also um (der gesamte Umweg ist etwa 4km) und begeben uns wieder auf den rechten Pfad. Das Ziel ist Steinbergen, wo wir gegen 18 Uhr sein möchten. Der XW führ auch tatsächlich genau durch den Nordrand von Steinbergen und die letzten paar hundert Meter sind natürlich knackig steil – als solle man sich das Ende der Tagesetappe auch wirklich verdienen.

Die Schutzhütte ist zwar in Rufweite der letzten Häuser von Steinbergen, aber wir wollen nicht mehr weiter, zumal die Hütte auch schön groß und sauber ist.

Wir beschließen, zumindest die Innenzelte IN der Schutzhütte auf zu stellen, um etwas Schutz vor dem doch kräftigen Wind beim Schlafen zu haben. Eine gute Entscheidung, denn nachts wird der Wind doch sehr böig werden. Beim Einrichten des Nachtlagers stellt Tina einen 3 cm langen Riss in ihrer Therm-a-rest fest – na SUPER. Niemand von uns hat Panzertape dabei, also flicken wir den Riss notdürftig mit Heftpflastern und Till überlässt Tina seine dünne Alumatte als zusätzliche Isolierschicht. Nach einem Abendbrot (Nürnberger Würste, Kartoffelpüree) und Verköstigung von Baileys und 2 Flaschen Rotwein geht es gegen 22 Uhr in die Zelte.


Tag 2: Steinbergen – Süntelkammhütte

Gegen 8 Uhr erwachen wir alle und machen erst einmal Kaffee und Tee – das Thermometer zeigt schnuckelige 2,5 Grad an. Eine Stunde später haben wir unsere sieben Sachen gepackt und machen uns auf den Weg. Eine weitere Stunde später gibt es an der nächsten Hütte das Frühstück, bevor wir weiter Richtung Schaumburg laufen. Das Wetter ist wieder wechselhaft, ab und zu schaut die Sonne raus, aber warm ist was anderes – auch heute sind es vielleicht maximal 10 Grad. Am Rande von Schaumburg überdenken wir die Lage: wir haben keinen Wein mehr für den Abend (schlimm!) und Tina’s Isomattenreparatur war auch nicht wirklich erfolgreich, wir brauchen Flickzeug oder zumindest Panzertape. Till erkundet kurz Schaumburg, aber es gibt weder einen Laden noch eine Tankstelle. Wir überlegen kurz, den Weg zu verlassen und über Hessisch-Oldendorf zu laufen, verwerfen diese Idee aber. Also weiter… gegen 13 Uhr treffen wir in Rohden ein und beschließen, in der „Weinschänke Rohdental“ ein Mittagsessen samt Pilspause einzulegen. Und siehe da: die Weinschänke verkauft nicht nur Fruchtwein für 3,80 Euro die Flasche, nein – beim Kauf zweier solcher Tröpfchen gibt der Wirt auf unsere Nachfrage Tina auch gleich einen Rest Panzertape in die Hand – also war unsere Entscheidung genau richtig, hier her zu kommen! Unsere Wasserflaschen und den Wassersack bekommen wir auch noch gefüllt – Danke an dieser Stelle!

Nach fast zwei Stunden machen wir uns (samt Essenskoma) wieder auf den Weg, unser Ziel ist eine der Hütten im Süntel. Der Weg ist heute deutlich schöner als gestern und wir laufen und laufen und laufen, immer schön am Höllenbach (der seinen Namen nicht wirklich verdient) entlang und den grün-gelben XY-Schildern nach. Der Weg biegt nach einer Weile vom Fahrweg ab und schlängelt sich in diversen Serpentinen am Wasserfall Nähe der Höllenmühle vorbei. Moment – Wasserfall? Laut Karte (und zwar beiden Karten nach) hätten wir den Wasserfall gar nicht sehen dürfen! Aber die Schilder sagen uns, „ihr seid richtig“! Nun, wir folgen den Schildern und laufen über einen Asphaltweg Richtung Steinbruch. Wir beraten uns – klar, die Karten zeigen einen ganz anderen Wegverlauf als die Wegmarkierung. Also muss der Weg umgelegt worden sein… was nun? Zurück und nur nach Karte laufen, auf die Gefahr hin, dass der Weg laut Karte (warum auch immer) vielleicht gar nicht mehr begehbar ist? Oder weiter den Markierungen nach? Wir entscheiden uns für letzteres, auch wenn der „neue“ Weg a) einen deutlich längeren Weg nimmt als der „alte“ und b) nicht wirklich schick ist. Nach etwa einer Stunde kreuzt der neue Verlauf dann den Weg, auf dem wir nach Karte auch gelaufen wären. Ich bin total angefressen, denn dieser Bogen kostet und bestimmt eben diese eine Stunde. An der Baxmannbaude (Touri-Kiosk) steigt der Weg über diverse Höhenmeter an, und das mit Betonstufen (die KANN kein Wanderer angelegt haben), die man aber größtenteils links oder rechts umlaufen kann. Da wir durch diese Wege-Verlegung Zeit auf der Strecke gelassen haben, ist das Maximalziel die Süntelkammhütte, statt der angepeilten Hütte danach (welche wir am nächsten Tag auch nicht sehen – also wieder eine richtige Entscheidung getroffen).

Am Hohenstein genießen wir nur kurz die Aussicht über das Wesertal und wollen die restlichen 5 bis 6 km abreissen. Gegen 19 Uhr erreichen wir dann die Süntelkammhütte – eine wirklich schöne Hütte, und wir sind wieder ganz alleine. Wir hätten über Ostern mit mehr Wanderern gerechnet.

Zelte sind schnell aufgebaut (Tina’s und Till’s Tunnelzelt in der Hütte, unser Sierra Leone II genau davor), Tina’s Isomatte mit dem gestifteten Panzertape geflickt (hat aber auch nicht viel besser gehalten als das Pflaster…) und dann wird Essen gekocht, gewürzt mit auf dem Weg gepflückten Bärlauch (sehr empfehlenswert!). Nur eine der beiden Fruchtweinflaschen wird geopfert, für die zweite ist es einfach zu kalt. Kurz vor dem Schlafengehen werden zwei Siggflaschen zu Wärmflaschen umfunktioniert, die die Mädels zum Füße wärmen in den Schlafsack bekommen.

Um kurz nach 22 Uhr ist Schicht im Schacht – die Nacht wird kälter als die erste, denn am nächsten Morgen sind die Pfützen der Umgebung von einer Eisschicht bedeckt…


Tag 3: Süntelkammhütte – Unsen (> Hameln)

Wir wachen wieder gegen 8 Uhr auf: Kaffee, Tee, Abbau und um kurz nach 9 Uhr geht es bei strahlendem Sonnenschein (kalt ist es trotzdem) weiter Richtung Süntelturm, den wir eine Stunde später erreichen. Dort genehmigen wir uns erst einmal ein Frühstück (Hausmanns-Kuchen, heißer Kakao für alle und 2 Pils für die Herren), bevor wir gegen 11 Uhr weiter Richtung Hameln wandern. Bis zum „Abstieg“ ins Tal ist der Weg wirklich schön, die Sonne tut ihr Übriges dazu. Leider ist das letzte Stück nach Unsen ein Forstweg und die Höhenmeter purzeln deutlich – ein Elend für empfindliche Knie wie die meinen. Um kurz nach 12 Uhr sind wir in Unsen, von hier sind es noch etwa 7,5 Km bis Hameln. Nach einiger Diskussion entscheiden wir aber (zugebenermaßen auf meinen Vorschlag hin), uns die 2 Stunden Marsch zu sparen und um kurz nach 13 Uhr den Bus nach Hameln zu nehmen – meine Knie waren für diese Entscheidung wirklich dankbar (bittersüße Erkenntnis des Tages: ich bin der „40“ näher als der „30“), aber so nach und nach klingen die Kommentare der anderen auch nicht unbedingt so, als seien sie sehr böse um die Busfahrt – zumal wir dadurch deutlich früher am HBF Hameln und somit alle schon am späten Nachmittag wieder die häuslichen Gefilde sind (statt erst am frühen Abend).