Kajaktour Mecklenburger Seenplatte 2011


Land: Deutschland
Region/Kontinent: Mecklenburg-Vorpommern, Europa
Reisezeit: 24.07.-28.07.11
Art der Tour: Mehrtages-Kajaktour

Nach diversen Touren mit einem Kanadier stand dieses Jahr endlich mal eine Mehrtagestour mit einem Kajak auf dem Wunschzettel.
Leider konnte meine Zukünftige nicht mit (neuer Job), aber das schöne am Pfadfindersein ist, es gibt immer andere, die "das auch schon immer mal machen wollten".
Also ziehen Sandra, Jana und ich (beide Damen "alte" Bekanntinnen aus Pfadfinderkreisen) aus Bremen los in Richtung Mirow.


Tag 1, Sonntag: Bremen - Mirow
Ankunft in Mirow an der Kanustation. Nach durchwachsener Fahrt in Sandras Großraumlimousine (Nissan Micra) kommen wir gegen 20 Uhr an der Kanustation an. Heute steht nur Zeltaufbau auf dem Plan, die Kajaks haben wir ab morgen gemietet.
Der Platz ist recht charmant, eine waldige Fläche dient den Wasserwanderen als Zeltplatz - man sucht sich ein Fleckchen und gut ist.
Die Leute von der Kanustation waren auch sehr freundlich, was den ersten positiven Eindruck des Platzes bestätigte, ebenso wie die wirklich guten sanitären Anlagen.
Also bauen wir die Zelte auf (die Damen in meinem Wechsel Intrepid 2 und ich in meinem Salewa Sierra Leone II), kochen uns was zu essen (Würstchengulasch mit Nudeln), trinken Bierchen und freuen uns auf morgen.


Tag 2, Montag: Kanustation Mirow - Wasserwanderplatz Bibertours
Das Wetter ist so lala, es ist bedeckt und nicht sonderlich warm, als wir unsere Kajaks in Empfang nehmen. Gebucht hatten wir 3 Wanderkajaks, allerdings müssen wir umdisponieren: Jana und ich nehmen je ein Wanderkajak und Sandra ein "normales" Kajak, welches besser zu ihren Bedürfnissen passt. (Ganz lieben Dank an die Kanustation für ihre Flexibilität in dieser Angelegenheit!)
Eine kurze Eingewöhnungsausfahrt, dann Rückkehr zum Strand und schon geht das muntere Packen los. Wir sind erstaunt, wieviel Kram in die Wanderkajaks passt - meine Befürchtung, wir müssten einiges an Material im Auto lassen, löst sich in Nichts auf.
Wir legen um 12h ab und durchfahren den Mirower See Richtung Süden. Es nieselt - das hab ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Unser heutiges Ziel ist der Wasserwanderplatz Bibertours am Labussee.
Dazu halten wir uns weiter Richtig Süden durch den Zortensee, Mössensee und Vilzsee, aus dem wir dann in Richtung Osten zum Labussee abbiegen. Nach 3.15h kommen wir am Bibertoursplatz an und bauen nach dem Besuch bei der Anmeldung (die gaaaaanz hinten auf dem Platz liegt) unsere Zelte auf. Es scheint sich weit einzuregnen, so daß wir mein Tarp aufspannen, um darunter zu kochen und die Schwimmwesten zu trocknen. Da man das Leitungswasser auf dem Platz vor dem Trinken abkochen soll, haben wir 4 Liter Trinkwasser aus Mirow in meinem Wassersack mitgenommen. Sandra und Jana waren letztes Jahr schon auf diesem Platz und erinnerten sich rechtzeitig daran, Wasser mitzunehmen.
Wir kochen (Bratwurst mit Kartoffelpü), trinken Lumumba und gehen irgendwann ab in die Zelte.


Tag 3, Dienstag: Wasserwanderplatz Bibertours - Wesenberg
Ich leide anscheinend an seniler Bettflucht. Eigentlich genüsslicher Langschläfer, wache ich heute auch deutlich vor 8 Uhr auf. Also raus, Trangia anschmeissen und Käffchen kochen. Das Wetter sieht deutlich freundlicher aus, ein paar Wölkchen, die aber im Laufe des Tages noch weniger werden sollen.
Nach dem gemütlichen Frühstück legen wir das Ziel fest: wir wollen heute zum Drewensee, aber je nach Gemütslage lassen wir uns die Option offen, den Zeltplatz Kanu-Mühle am Havelkanal anzulaufen.
Es geht also bei Sonnenschein und angenehmen 24 Grad um 11h los: durch den Labussee, dann Richtung Nordosten in den Gobenowsee, weiter in den Kienzsee Richtung Osten. Bei Wustrow gibt es eine Umtragestelle, bei der es eine Landstraße zu überqueren gilt. Da wir keine Bootswagen dabei haben, leihen wir uns für sage und schreibe 1 Euro einen Bootswagen beim Tante-Emma-Laden an der Straße und können die Boote ohne vorheriges Ausladen umkarren. An der Einsetzstelle machen wir erstmal Mittag und beobachten diverse andere Wasserwanderer beim Umtragen (oder dem Versuch des Umtragens).
Nach 45min Pause geht's weiter durch den Plätinsee, an dessen Nordende die Einfahrt in die Schwaanhavel ist. Selbige ist zwar wunderschön, fast verwunschen, aber auch strak frequentiert. So manches Mal schicke ich ein leises "Danke" für die Steueranlage des Bootes zum lieben Gott - die macht es nämlich erheblich einfacher, um die engen Kurven zu kommen.
Wie beim "Fußwandern" auch hat jeder so sein eigenes Tempo und ich bin etwa 10 bis 15 Minuten "schneller" als die anderen beiden. In der Schwaanhavel schließt Jana zu mir auf, bis sie auf einmal sagt "ich glaube, ich hab Sandra schreien gehört". Und ratz fatz ist sie wieder weg nach achtern. Ich beschließe, kurz zu warten, bis Jana und Sandra nachkommen. Die Zeit vergeht und nichts passiert. Ich frage mich, wie zum alles in der Welt Jana an dieser Stelle umkehren konnte, mehrere meiner Drehversuche scheitern jämmerlich.
Also beschließe ich, mich im Rückwärtsfahren zu versuchen, was erstaunlich gut klappt. Ich fahre ca. 350m bis zu einer Stelle, an der ich an Land kann, aber von Jana und Sandra keine Spur. Also sage ich zwei Jungs, die in die Richtung der Mädels fahren, sie sollen bitte ausrichten, ich würde hier auf sie warten. Das tun sie netterweise und ca. 15 Minuten später kommt eine Familie aus Richtung der Mädels, schauen mich an und fragen "Du bist Tom?" Ich: "ja". Sie "die beiden Mädels machen Pause, kann noch etwas dauern".
Nach insgesamt 45 Minuten kommen die beiden schliesslich um die Ecke gefahren... Sandra war an einer kniffeligen Stelle mit ihren Kajak gekentert und auch wen es nicht tief dort ist (ca. 60 cm), war sie mehr als gefrustet (und nass). Jana konnte wohl an einer (mir offensichtlich entgangenen) Stelle das Kajak wenden und zurück zu Sandra kommen... Ich ziehe meinen Hut vor Janas Steuerkünsten!
Sandra ist nicht in der Laune, noch längr als nötig zu fahren, also wählen wir die Option "Kanu-Mühle". Aus der Schwaanhavel raus nach links geht es also im Havelkanal Richtung Wesenberg. Kurz vor dem besagten Zeltplatz (der klein und voll mit Kindern belegt ist), unterhalten wir uns mit einem Kanutenpärchen - die hatten den Tipp bekommen, weitr nach Wesenberg zu fahren und sich dort beim Hafenmeister zu melden. Dort solle es einen "ganz schönen Platz" geben. Wir beschließen, uns das mal anzuschauen. Und: der Tipp war richtig. Direkt am Wesenberger Hafen, unterhalb des Schlosses ist ein kleines Hafenbecken. Wir steigen gegen 20h aus, gehen zum nächsten Gebäude und lesen: "Zur Hafenmeisterei: bitte im Biergarten melden". Dieser ist 50m weiter und es stellt sich heraus, die Biergartenchefin ist auch die Wirtin. Sehr freundlich und hilfsbereit, günstig und mit guten Sanitäranlagen - und vor allem der Platz ist super, einfach eine grüne Wiese für Rad- und Wasserwanderer. Viel schöner als ein überfüllter Campingplatz! Wir verweilen im Biergarten (es gibt Bier von Zuhause, da kann ich ja nicht anders) bis zum Zapfenstreich und gehen nach einem Mitternachtsimbiss in die Zelte.


Tag 4, Mittwoch: Wesenberg - Großzerlang (Bundesplatz des VCP)
Augen auf, es ist 0630h! Na super. Mal wieder so früh wach. Blick aus Zelt: keine Wolken, aber die Sonne lugt noch etwas schwach heraus. Nach dem Frühstück geht's erstmal daran, Sandras Boot trocken zu bekommen. Ihre Laune ist wieder auf dem gewohnt hohen Level, was mich sehr freut.
Wir fahren also bei Sonnenschein den Havelkanal zurück, vorbei an der Schwaanhavel bis zum Finowsee, weiter durch einen Kanal in Richtung Kleiner und Großer Priepertsee. Von dort aus durch den Ellbogensee und die Schleuse Strasen, weiter durch den (die?) Große Flake in Richtung kleiner Pälitzsee. Dort ist unser Tagesziel, der Bundeszeltplatz des VCP, wir kommen gegen 1630h an. Diesne haben wir alle in sehr guter Erinnerung - ein toller Pfadfinderplatz und außerdem auch ein Wasserwanderplatz des DKV, den man allerdings kaum findet, wenn man nicht weiß, WO die Anlegestelle ist. Zumindest auf unserer Karte ist die Anlegestelle nicht als Wasserwanderplatz eingezeichnet.
Egal, wir kennen den Platz und als Pfadfinder ist man gerne auf Pfadfinderplätzen. Da heute das Wetter richtig sommerlich ist und man auf einem Pfadfinderplatz schwarz zeltet (Insider wissen, was ich meine), beschließe ich, das Salewa im Boot zu lassen und unter meinem schwarzen Tarp zu nächtigen (jahaaa!). Wir genießen die Duschflatrate in dem tollen Sanitärbereich des Platzes und streifen über selbigen, da dort ein kleinerer Verband (BPS) sein Bundeslager mit ca. 700 Teilnehmern veranstaltet. Wir unterhalten uns hier und da, sind beeindruckt von einem amtlichen Lagerturm und ich ärgere mich darüber, keine Kluft mitgenommen zu haben
Während wir später kochen, schallen alte Pfadfinderlieder vom Platz neben uns zu uns herüber - ein Traum. Nach dem Abendessen (Nudeln mit Schinkenspeck und Ei) werden noch zwei oder drei heiße Erwachsenenkakao verköstigt und geht's ab in den Schlafsack.


Tag 5, Donnerstag: Großzerlang - Mirow
Die Mädels passen sich notgedrungen meiner Bettflucht an - heute wollen wir gegen 10h starten, denn der Weg nach Mirow wird noch eta 5h dauern und wir wollen (besser: müssen) heute Abend noch per Auto Richtung Bremen.
Wir melden uns noch bei Mirko an, dem Platzwart, da er gestern nicht mehr am Platze war. Er erinnert sich an die Mädels (die waren im Vorjahr auch hier) und auch an meinen Pfadfinder-Stamm, mit dem wir ebenfalls im Vorjahr 2 Wochen zum Sommerager hier waren. Wir tratschen uns fest und so kommen wir erst gegen 1030h los.
Es nieselt stark, was das Fahren nicht gerade angenehm macht, aber was soll's... Durch den Canower See geht's zur Schleuse in Canow (nachdem ich durch peinlichsterweise erst mal die Abfahrt zum Schleusenkanal verpasse und uns zu weit südlich zu einer falchen Ausfahrt aus dem See lotse. Jana aber passt auf - wir drehen um und verdödeln also etwa eine halbe Stunde durch meinen Fauxpas). Das Schöne am Paddeln ist, man kann sich frech an den vor der Schleuse stauenden Motorbooten vorbeischieben, denn Paddler werden bei jeder Schleusung als "Füllmaterial" zwischen die Motorboote gequetscht.
Nach der Schleuse kommen wir wieder in den Labussee, den wir dieses Mal kreuzen müssen, um den restlichen Weg nach Mirow wie am ersten Tag (nur entgegengesetzt) zu fahren. Frischer Gegenwind zieht auf und man wundert sich doch, welch große Angriffsfläche man bietet - hört man auf zu paddeln, geht's ein paar Sekunden später rückwärts.
Abgesehen vom Wind, dem Regen und vereinzelten Motorboot-Proleten (manche meinen, man müsse mit Vollgas an Paddlern vorbeiknallen, statt Gas raus zu nehmen) ist der Rest der Strecke uns ja bekannt. Gegen 17h kommen wir an der Kanustation an, gleichzeitig mit drei Jungs in einem Kanadier (samt FC Köln-Flagge), die am Montag exakt 5 Minuten vor uns losgefahren sind (allerdings eine kürzere Route gefahren sind). WAS für ein Timing!
Kajaks säubern, Gepäck auseinander friemeln, alles autopassend umpacken und nach etwa 1 Stunde geht's ab in Richtung Bremen, wor wir gegen 22h auch eintrudeln.


Ein paar Erkenntnisse:
- Kajakfahren ist SO VIEL geiler als Kanadier fahren
- Man muss nicht unbedingt nach Schweden, wenn man ein paar Tage paddeln will
- in ein Wanderkajak passt ne Menge Kram
- Kajakfahren ist SO VIEL geiler als Kanadier fahren :-)
- Seenplatte, ich komme wieder!