Moseltour 2012



Die Mosel bei Bernkastel
Die Mosel bei Bernkastel

Land: Deutschland

Region: Mosel

Reisezeit: 08. August – 13.August 2012

Art der Tour: Mehrtages-Flusswanderung

Seite der Moselwasserwanderroute samt Flyer und Infos zu den Schleusen: KLICK


Nach dem Kauf eines Gumotex Solar 410 wollte ich herausfinden, ob es nur ein besseres Badeboot ist oder doch für Mehrtagestouren mit entsprechendem Gepäck geeignet ist. Vorweg genommenes Fazit: letzteres ist kein Problem.

 

Tag 1, Mittwoch / Anreise nach Schweich:

Ich mach mich auf den Weg von Bremen nach Rheinbach (bei Bonn)zu meinem Freund Schappi, mit dem ich schon so manche Tour gemacht habe. Gegen Mittag komme ich an und wir verwerfen den ursprünglichen Plan, mit der Bahn an die Mosel zu fahren und nehmen doch das Auto. Gegen 17 Uhr treffen wir in Schweich ein, dem Startpunkt unserer Tour die Mosel flussabwärts. Ein klassischer deutscher Campingplatz (sprich: eine Menge Dauercamper samt Jägerzaun und Fähnchen), aber wir sind ja nur eine Nacht hier. Das Auto dürfen wir auf Nachfrage netterweise am Platz für die paar Tage stehen lassen. Das Lavvu ist schnell aufgebaut und wir drehen noch eine kleine Runde mit dem Schlauchkajak (ohne Gepäck). Schappi ist noch etwas skeptisch, was das Boot angeht, aber das wird sich ändern. Den Rest des Abends verbringen wir im Biergarten des Platzes (noch konsumieren wir lediglich Bier) und freuen uns auf unsere bevorstehende Tour. Gegen Mitternacht gibt es noch einen großen Tumult auf dem Platz, denn eines der Sportboote im angrenzenden Yachthafen fackelt völlig ab – die örtliche Feuerwehr rückt mit großem Aufgebot an und zum Glück scheint es weder Verletzte noch weiteren Schaden zu geben. Also ab ins Zelt und die Nacht rum bringen.


Tag 2, Donnerstag / Schweich (Flusskilometer 178,2) > Neumagen-Drohn (FKm 152,8)

Wir krabbeln gegen halb acht aus dem Lavvu mit dem obligatorische Blick in den Himmel: es ist bewölkt, die Schwaden hängen in den Weinbergen – bäh. Naja, es soll ja besser werden. Wir packen unseren Kram, beladen das Kajak am Platz und karren es auf dem Bootswagen zum Anleger. Die nächsten Tage werden wir das Boot direkt am Wasser beladen, das stellt sich als die bessere Reihenfolge heraus. Ab ins Wasser und los geht’s! Um 10 Uhr paddeln wir los, immer stromabwärts. Allerdings kann von „Strom“ oder „Strömung“ nicht die Rede sein – durch diverse Staustufen ist die Mosel praktisch strömungsfrei. Es paddelt sich also eher wir auf einem Baggersee – aber halb so wild. Stromabwärts kommen wir durch die Mehringer Schweiz, einem sehr schönen Eckchen, an dem sich links und rechts Weinberge und bewaldete Berge neben der Mosel auftürmen. Nach 6 Kilometern machen wir die erste Pause, wir legen bei Mehring an und verleiben uns das zweite Frühstück ein. 6 km/h scheinen eine realistische Geschwindigkeit zu sein, die wir zu zweit mit dem Schlauchkajak erreichen können, ohne uns dabei zu zerreißen. Frisch gestärkt und von diversen Mosalradweg-Befahrern bewundert (jaja… es geht auch AUF dem Wasser, nicht nur daneben) fahren wir weiter.

Etwa 2 Stunden später kommen wir an die erste Schleuse unserer Tour. Zuerst sind wir etwas verwirrt, bis wir das blaue Schild zur Bootschleuse dann sehen können – Blauer Pfeil = Boote bis 18m Länge, Schwarz-roter Pfeil = Schiffschleuse. Die Bootsschleuse ist eine Selbstbedienerschleuse, die uns in 12 Minuten geschätzte 7 Meter tiefer schleust.

So paddeln wir weiter und stellen fest, dass wir und noch auf einander einstellen müssen, was die Paddelfrequenz angeht, aber das wird am nächsten Tag schon deutlich besser funktionieren.

Um 17 Uhr treffen wir am CP in Neumagen-Drohn ein. Der Platz macht einen irgendwie schrappeligen Eindruck, aber sowohl die Zeltwiese als auch die Sanitärräume sind absolut in Ordnung und heben den ersten Eindruck auf. Nach dem Zeltaufbau begeben wir uns in das Dörfchen, welches sich als den ältesten Weinort Deutschlands bezeichnet. Das Dörfchen ist wirklich hübsch und wir kehren nach einem Supermarktbesuch (der Supermarkt heißt übrigens „Treff 3000“ – klingt eher nach einer abgeranzten Spielhalle… der Markt ist aber völlig ok) in einer Straußwirtschaft ein. Eine Straußwirtschaft ist eine Art Gaststube, in der die Betreiber eigene Erzeugnisse innerhalb einer bestimmten Saison ausschenken. Wir probieren 2 Weine, nehmen eine Flasche mit und kehren zum Zelt zurück. Dieser erste Tag hat uns doch recht gut geschlaucht, nach einem Trangia voller Nudeln schlafen wir gegen 22 Uhr ein.


Tag 3, Freitag / Neumagen-Drohn (Fkm 152,8) > Bernkastel-Kues (Fkm 131,0)

Als wir gegen 7 Uhr aus dem Zelt schauen, lugt die Sonne schon fast über die Weinberge – keine Wolke am Himmel, perfekt. Gegen 10 Uhr machen wir wieder los, angepeiltes Ziel ist Bernkastel-Kues. Den ganzen Tag schippern wir fast alleine die Mosel runter, mal abgesehen von ein paar weniges Sportbooten und Frachtschiffen sehen wir keine anderen Paddler – das verwundert uns doch schon sehr, hatten wir die Mosel doch als auch als Paddelmekka erwartet, nicht zuletzt wegen der super Infrastruktur am Fluss. Nach einer weiteren Schleusung bei Wintrich machen wir wieder eine Brotzeit und genießen die wunderschöne Gegend. Heute haben wir unsere Paddelfrequenz schon auf einander abgestimmt und wir kommen ausgezeichnet voran. Das Boot hat einen guten Geradausauslauf und ist auch ansonsten sehr gutmütig zu fahren und sehr ordentlich zu steuern, trotz unserer Zuladung von etwa 160 kg Kerle und nochmal etwa 55 kg Gepäck. Das Solar 410 hat eine Zuladung von 270 kg und so ist die Bootskante noch einiges von der Wasserlinie entfernt. Lediglich bei schnellem Wellenschlag (wenn Sportboote nicht langsamer werden beim Passieren von Paddlern), schwappt vorne manches Mal ein Schwall Moselwasser ins Boot. Da man aber nicht direkt auf dem Boden, sondern auf (erstaunlich bequemen) aufblasbaren Sitzen sitzt, hockt man nicht ständig in der Suppe. Als großartiges Gimmick erweist sich der kleine Klappanker (750gr), den ich mit 6 Meter Leite am Boot befestigt habe – Pause auf dem Fluss? Kein Thema, Anker raus, Beine ins Wasser und Augen zu. Das Boot bleibt auf Position.

Um kurz nach 16 Uhr kommen wir in Bernkastel-Kues an; der CP macht beim vorbei fahren einen ganz netten Eindruck und dieser wird auch bestätigt, als wir an Land gehen. Weitläufig, viele Bäume, keine (!) Dauercamper und erfreulich viele Zelte – die meisten gehören Radwanderern, die dem Moselradweg folgen. Ein paar Meter neben uns steht ein weiteres Lavvu samt Kanu und wir kommen schnell mit der Familie (Mutter, Vater, achtjähriger Sohn + Hund) in Gespräch. Auch die Restauration des Platzes und die Sanitärräume sind super, und wir beschließen, morgen hier einen Chill-Tag einzulegen. Des Abends sitzen wir wie alle anderen vor dem Zelt, genießen die Abendstimmung mit Kerze und Wein.

 

Tag 4, Samstag / Pausentag:

Nach dem Ausschlafen (naja, bis halb neun ist für den Outdoorer schon ausschlafen) frühstücken wir in aller Ruhe und machen uns erst mal die bereits beim alljährlichen Winterzelten in Schierke bewährten Pancakes. Die Lavvu-Familie hat ihren Pausentag bereits hinter sich und wir verabschieden sie in flussabwärtiger Richtung. Mittags wackeln wir die 2 Kilometer nach Bernkastel, einem Touri-Örtchen aller erster Güte. Nach einem lecker Schnitzel bzw. Strammen Max beim Metzger machen wir natürlich eine weitere Weinprobe in einem 400 Jahre alten Weinkeller. Man muss dazu sagen: wir beiden sind absolut keine Weintrinker, aber eine wichtige Reise-Philosophie besagt. „always drink the local“ – also tun wir dies auch ausgiebig. Wir nehmen 2 Fläschlein mit und gammeln den Rest des Tages vor dem Zelt, nur unterbrochen von einem Bad in der Mosel. Das Wetter ist perfekt dafür. Abends genehmigen wir uns einen Salatteller (Schnitzel hatten wir ja schon heute) und kommen dann mit anderen Zeltnachbarn ins Gespräch, zwei holländische Mädels. Die haben nämlich Bier aus der örtlichen Klosterbrauerei aufgetrieben und so laden wir sie zu einem interkulturellen Umtrunk ein – sie bringen das Bier (local) und wir den Wein (auch local). Nachdem wir ein paar Stunden später alles verköstigt und dabei lustige Gespräche geführt haben, krabbeln wieder alle in ihre Zelte.


Tag 5, Sonntag / Bernkastel-Kues (FKm 131,0) > Rissbach bei Traben-Trarbach (FKm 106,9):

Auch heute knallt die Sonne vom Himmel, wir packen unseren Kram, sagen den holländischen Nachbarinnen namens Aafke und Anke Tschüss und sind um 10.30 Uhr im Wasser. Heute kommen wir erstaunlich schnell vorwärts, das Boot läuft wie geschnitten Brot, trotz Gegen- und Seitenwind. An Bernkastel mit seiner schönen Burgruine vorbei, durch die Schleuse in Zeltingen sind wir schon wieder die einzigen Paddler in Sichtweite. Dafür ist erwartungsgemäß die Sportbootdichte am Sonntag in die Höhe geschnellt. Egal, das Solar 410 schwankt und schwappt über die Wellen, die wiederrum so manchen Liter über Schappis Beine ergießen. Zweimal weichen wir von der Hauptfahrrinne ab und paddeln rechts in Seitenarme, vorbei an kleinen Inseln. Eine der beiden Seitenarme ist aber so flach, dass wir das Kajak ein paar Meter treideln müssen.

Das Tagesziel heißt Wolf, von dort wollen wir am Montag nur noch 6km bis Traben-Trarbach paddeln, von wo wir mit dem Zug zurück nach Schweich zum Auto wollen. Bereits um halb vier sind wir am CP in Wolf und uns überkommt das Gruseln… Dauercamper ohne Ende, brav in Reih und Glied und kein einziges Zelt. Also trinken wir nur einen Kaffee und beschließen, die paar Kilometer bis Traben-Trarbach heute noch zu fahren; schlimmer als dieser Platz kann der dortige nicht sein. Tatsächlich ist der Platz sogar nur 3 Kilometer weiter (ca. 2,5 km vor Traben-Trarbach gelegen) und wirkt deutlich netter, trotz auch hier vieler Dauercamper. Für Zelter gibt es eine abgetrennte Wiese und siehe da – die Lavvufamilie ist auch hier. Der CP ist fest in holländischer Hand – nicht nur seitens der Besucher, sondern auch die Betreiber und Angestellten sind aus unserem netten Nachbarland. Auch nett: wir schippern die Mosel runter, aber kommen uns heute vor wie „auf Hollandurlaub“. Im der CP-Gaststube gibt es sogar holländische Spezialtäten: Pommes Spezial, Frikandeln, holländisches Bier…

Den Abend verbringen wir in lustiger Gesellschaft (gegenüber die Lavvuisten, links neben uns eine südkoreansische Familie) und mit lecker Wein vor dem Zelt.

 

Tag 6, Montag / Rückreise:

Schappi macht sich nach dem Frühstückskaffee auf den Weg zum Bahnhof Traben-Trarbach, während ich das Material zusammenräume. Drei Stunden später ist er wieder am Platz und wir räumen unseren Kram ins Auto und machen uns auf die Heimfahrt nach Rheinbach.

 

Fazit des Reiseziels: Deutschland hat wirklich tolle Ecken (keine neuer Erkenntnis) und das Moseltal einen wirklichen Charme – hier werden überzeugte Bier- zu „auch mal“ Weintrinkern ;-)


Ein paar Worte zum Schlauchkajak:

Das Gumotex Solar 410 ist natürlich kein Feststoff- oder Faltkajak und fährt sich auch nicht so. Aber: es vermittelt einen sehr stabilen und gutmütigen Eindruck, ist ordentlich zu steuern und hat einen erstaunlich guten Geradeauslauf für ein Luftboot. Unsere Geschwindigkeit lag zwischen 5,5 und 7 km/h bei zwei Paddlern. Platz ist für 2 Personen samt Gepäck, wobei der vordere Paddler nicht viel größer als 1,80m sein sollte (eher etwas kleiner), sofern der hintere meine 1,93m und entsprechend lange Gräten aufweist. Eine Steueranlage gibt es für das Solar nicht, aber wir haben sie sowohl bei dieser Tour als auch bei den paar Tagesausflügen, die ich vorher damit gemacht habe, nicht vermisst. Auf offenen Seen könnte das aber auch anders aussehen, vor allem bei Seitenwind. Sicherlich kann man sich da aber etwas bauen. Eine optional erhältliche Finne hatten wir angebracht, sie hat sicherlich einiges an Spurtreue gebracht.

Für den Auf- bzw. Abbau braucht man etwas jeweils 10 Minuten, ein Manometer zum Druckcheck (es wird mit 0,2 bar gefahren) ist ratsam. Transportiert wird es in einem mitgelieferten wasserdichten Rucksack und kann ohne Probleme von einer Person getragen werden. Ich habe den Rucksack aber wir mein persönliches Gepäck benutzt und das Boot zum Transport in einem großen Ortliebsack verstaut, den ich samt Paddeln und Schwimmwesten auf den Bootswagen festgebunden habe, so dass man das ganze bequem hinter sich herziehen kann.